Nahezu permanent verfügbare Strom- und Kommunikationsnetze sind für den Wirtschaftsstandort und das alltägliche Leben in Deutschland unverzichtbar. Ihre Resilienz gegen Krisenereignisse wie Naturkatastrophen und Cyberangriffen wird in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen, auch für das alltägliche Leben. Doch wie gehen wir in Deutschland mit den zunehmenden wechselseitigen Abhängigkeiten um? Die Digitalisierung ist auf stabile Kommunikationsverbindungen angewiesen, diese wiederum auf eine stabile Stromversorgung. Können beide Infrastrukturen Veränderungen und Störungen in der jeweils anderen angemessen auffangen und sich erholen? Oder müssen wir im Gegenteil mit einer Fehlerfortpflanzung vom Stromnetz ins Kommunikationsnetz und umgekehrt rechnen?

emergenCITY-PI Florian Steinke hat in der interdisziplinären Zusammenarbeit mit Expertinnen- und Experten Gruppen von VDE ETG (Energietechnische Gesellschaft) und VDE ITG (Informationstechnische Gesellschaft) ein Impulspapier verfasst, das eben jene wechselseitigen Abhängigkeiten von Kommunikations- und Stromnetzen in Deutschland in den Blick nimmt. Auf der Grundlage von aktuellen und erwarteten technischen Entwicklungen der Strom- und Kommunikationsnetze analysierten die Forschenden typische Betriebsszenarien im Normalbetrieb und in Störfällen. Daraus leiteten sie Gefährdungen der jeweiligen Netzinfrastruktur und damit ihre Resilienz ab. Als Lösungsansätze, gerichtet an Fachleute der Industrie, der Administration und der Politik, skizziert das Papier vier Dimensionen, in denen es gilt, aktiv zu werden.

Zuerst braucht es, so das sechsköpfige Autoren- und Autorinnen-Team, ein gesellschaftliches Bewusstsein für die unvermeidbare Relevanz von resilienteren Strom- und Kommunikationsnetze. Das impliziert auch die Bereitschaft für etwaige initiale Mehrkosten, die sich letztendlich aber über die Vermeidung von Ausfällen und Schäden rentieren.

Außerdem hebt das Impulspapier die Notwendigkeit für sektor- und industrieübergreifendes Denken und Handeln hervor: Stromnetze und öffentliche Kommunikationsdienste müssen systemisch zusammen betrachtet werden – und die dafür nötigen Fähigkeiten bei beteiligten Fachleuten aus den Betriebs-, Herstellungs- und Administrationsbereichen ausgebildet werden.

Als dritte Dimension betont das Forschungsteam die real steigenden Möglichkeiten von Katastrophenereignissen. Diese erfordern Maßnahmen, die die Resilienz von technischen Entwicklungen im Hinblick auf die zu erwartenden Risiken angemessen und abgestuft sicherstellen.

Zuletzt hebt das Team der Forschenden noch einmal die Dringlichkeit für eine gesamtsystemische Denk- und Handlungsperspektive auf die Strom- und Kommunikationsnetze hervor. Maßnahmen sollten hinsichtlich ihrer Wirksamkeit, Dringlichkeit und technischen wie wirtschaftlichen Machbarkeit, beurteilt, priorisiert und anschließend geplant und umgesetzt werden.

Das vollständige VDE Impulspapier gibt es hier zum Nachlesen. Bei inhaltlichen Fragen und weitergehendem Interesse an dem Thema können Sie Florian Steinke kontaktieren.

Der VDE – Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik – ist ein Netzwerk aus Mitarbeitenden, ehrenamtlichen Experten und Expertinnen sowie Unternehmen mit Sitz in Frankfurt am Main.