Eine zentrale Frage der emergenCITY Forschung liegt darin, wie der Katastrophenschutz im Fall eines Krisenereignisses alle Menschen erreichen kann, besonders in Situationen, in denen keine Stromversorgung mehr gegeben ist – und Kommunikation aber gleichzeitig für ein soziales Miteinander besonders wichtig wird. Der emergenCITY Wissenschaftler Joachim Schulze, der am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt im Gebiet „Entwerfen und Stadtentwicklung“ lehrt, arbeitet gemeinsam mit Annette Rudolph-Cleff an einer Lösung für eine neue Form von autark bewerkstelligbarer Krisenkommunikation – mit alten Ideen: Gemeinsam forschen sie an einer Litfaßsäule 4.0.

Die Litfaßsäule als Ausgangspunkt für neue Ideen rund um die Kommunikation während krisenhafter Ereignisse bietet dabei sowohl technisch als auch sozial einen guten Ausgangspunkt, wie Schulze im Interview erklärt: „Das ist ein Stadtmöbel mit einer sehr langen Historie und einer hohen Akzeptanz in der Bevölkerung. Die Litfaßsäule stellt keiner in Frage, die gehört zum Bild unserer Städte.“ Außerdem ist sie in der Stadt bereits strategisch so platziert, dass sie an prominenten Stellen möglichst viele Leute erreicht. Ihre runde Form birgt auch technisch viel Potenzial, wie Schulze erläutert: „Die Säule hat oben eine kleine Dachfläche, auf der sich Photovoltaik integrieren ließe. Dann hat sie einen Hohlraum, denn sie besteht aus gestapelten Betonringen. Da kann man wunderbar einen großen Batterie-Speicher unterbringen.“

Schulze stellt sich im oberen Kranzteil der neuen Litfaßsäule 4.0 ein umlaufendes digitales Display vor, auf dem kurze Texte oder Piktogramme übermittelt werden könnten. Für technische Details steckt das Projekt noch in Absprachen mit der Informationstechnologie; für die soziale Akzeptanz betont er, dass dieses Display auch im Normalbetrieb genutzt werden könnte. So könnte die Idee einer effektiven Krisenkommunikation auf bestehende Infrastruktur aufbauen und mit ihr weitergedacht werden. „Die klassische Litfaßsäule ist für unsere Bedürfnisse wirklich ideal. Davon war ich selbst überrascht.“, resümiert Schulze. Aktuell arbeitet das Projekt an einem Prototyp, der in den nächsten Monaten fertig gestellt werden soll.

Das ganze Interview von Karin Winter mit Joachim Schulze mit weiteren Details und Informationen gibt es hier ab Seite 14 noch einmal zum Nachlesen oder online in der Ausgabe 1/2023 des OOH!-Magazins.