Die Frage, wie die Bevölkerung bei Stromausfall gewarnt werden kann, beschäftigt die emergenCITY-Forschung nun bereits seit mehr als drei Jahren. Doch die Forschung zu Krisen und Katastrophen bleibt komplex und erfordert vielfältige neue Ideen und Lösungsansätze in verschiedensten Bereichen. Denn: „Krisen kann man nicht gut vorhersehen. Wir haben keine Kristallkugel. Wir wissen nicht, wie die nächste Krise aussieht“, betont Matthias Hollick, wissenschaftlicher Koordinator bei emergenCITY.

Gabi Delingat stellt in einem rund fünfminütigen Beitrag für die hessenschau-Reihe „Hessen forscht“ einige aktuelle Entwicklungen und Lösungsansätze von emergenCITY vor, wie Menschen gewarnt und informiert werden können, wenn Infrastrukturen ausfallen. Ansatzpunkt bildet dafür das Szenario eines mehrtägigen Stromausfalls. Das sei ein durchaus realistisches Beispiel, hebt Geschäftsführerin Katharina Kleinschnitger hervor: „Spätestens im Ahrtal vor drei Jahren und der großen Flut haben wir gemerkt, dass uns auch in Deutschland solche Katastrophen treffen können.“ Der Verlauf der Krisen- und Katastrophenhilfe war in diesem spezifischen Fall schwierig, wie emergenCITY in einem Policy Paper zeigen konnte. Auch generalisiert schätzt Hollick die Resilienz gegenüber Krisen dieser Art mit mehrtägigem Stromausfall gering ein: „Ich würde sagen, wir sind nicht sehr gut vorbereitet.“

Konkrete Entwicklungen von emergenCITY sollen Ideen liefern, was anders laufen könnte in der Krisenprävention. Der Beitrag fokussiert sich auf das Reallabor eHUB, ein smartes Haus mit eigener Energieversorgung und -sharing System, das im Falle einer Krise mit Stromausfall als vernetzte Energie und Kommunikationsinsel fungieren kann. Außerdem stellt die hessenschau die emergenCITY-Sensorboxen vor, die neben Messungen von Feinstaub und Lärm vor Ort in Stadteilen auch ein alternatives Funk- und WLAN Netz aufbauen könnten. Ein tatsächlicher Praxistest als neue Warnkomponente steht im Darmstädter Martinsviertel einer Litfaßsäule bevor: Sie soll mit Solarzellen und einem umlaufenden Display bald auch Warnmeldungen anzeigen können. Das Projekt realisiert emergenCITY im Zusammenspiel mit den Beitreibenden der Litfaßsäule, der Stadt – und der Bevölkerung vor Ort.

Denn Architekt und emergenCITY-PI Joachim Schulze, der die digitale Litfaßsäule mitentwickelt hat, weiß: „Bevölkerungsschutz funktioniert nur im Zusammenspiel mit der Bevölkerung.“ Daher sind Umfragen in der Bevölkerung zur Akzeptanz der Lösungsansätze von emergenCITY ein zentraler Baustein der Arbeit, nicht nur im Fall der Litfaßsäule. Auch die Bereitwilligkeit der Bevölkerung, Energie beispielsweise über ein eHub mit kritischen Infrastrukturen wie Krankenhäusern zu teilen, hat emergenCITY erforscht. Studienverantwortliche und stellvertretende emergenCITY-Koordinatorin Michèle Knodt sagt: „Über 60 Prozent der Befragten sind bereits zu teilen, und zwar nicht nur mit dem Nachbarn und mit den Freunden, sondern tatsächlich insbesondere auch mit kritischer Infrastruktur - um hier so ein Gemeingut zu produzieren.“ So können auch politische Forderungen, die sich für entsprechende rechtliche Rahmungen stark machen, aus emergenCITY weitergetragen werden.

Den gesamten Beitrag „Hessen forscht“ – Warnsystem bei Stromausfall gibt es online auf der Website der hessenschau zum Nachschauen.