Die Litfaßsäule 4.0 ist als analog-digitales Informationssystem für Krisenfälle konzipiert, das auch während eines großflächigen Stromausfalls funktionsfähig bleibt, wenn andere Warnmittel wie Fernsehen oder Mobilfunk ausfallen. Ziel dabei ist es, wichtige Informationen der Behörden verlässlich anzuzeigen. Dazu werden bereits bestehende Litfaßsäulen mit der entsprechenden Technologie ausgerüstet. Für eine effektive Wirkung ist jedoch entscheidend, wo die Säulen im Stadtraum stehen.

Philipp Nuhn geht in seiner Bachelorarbeit, die er bei Thorsten Papenbrock, Professor für Big Data Analytics an der Philipps-Universität Marburg und emergenCITY PI, schreibt, genau dieser Frage nach. Mithilfe realistischer Verkehrssimulationsdaten (basierend auf dem Modell TAPAS (Travel and Activity Patterns Simulation)) analysiert er, an welchen Standorten in der Stadt sich Menschen innerhalb bestimmter Zeiträume am häufigsten bewegen. Diese Bewegungsdaten dienen als Grundlage für einen algorithmischen Ansatz zur optimalen Platzierung der Info-Säulen.

„Es macht einfach keinen Sinn, sie an Orten aufzustellen, an denen kaum jemand vorbeikommt“, sagt Nuhn.

Neben der reinen Passant:innenfrequenz berücksichtigt er daher auch Faktoren wie Sonneneinstrahlung, die für den solarbetriebenen Betrieb der Säulen relevant ist, sowie potenzielle Kosten-Nutzen-Abwägungen.

Algorithmische Planung zur Verbesserung der Notfallinfrastruktur

Ziel seiner Bachelorarbeit ist es, durch intelligente Planung möglichst viele Menschen mit strategisch gut gelegenen Säulen zu erreichen.

Derzeit entwickelt Philipp Nuhn verschiedene algorithmische Ansätze. Dabei versucht er zum Beispiel, besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen gezielt zu berücksichtigen. Außerdem untersucht er, wie sich geeignete Standorte besser identifizieren lassen. Dabei berücksichtigt er, ob die Litfaßsäulen durch Bäume oder umliegende Gebäude verschattet sind und wie viel Sonneneinstrahlung zur Verfügung steht.

Nuhn ist sehr motiviert, weiter an dem Projekt zu forschen:

„Je mehr ich mich damit auseinandersetze, desto deutlicher wird, wie schnell eine Stromkrise katastrophale Ausmaße annehmen kann. Wenn meine Arbeit dazu beiträgt, dem entgegenzuwirken – sei es auch nur als Anstoß – dann freut mich das sehr.“

Bachelor Student Philipp Nuhn
© Philipp Nuhn

Philipp Nuhn, Bachelorstudent der Wirtschaftsinformatik an der Universität Marburg, arbeitet an innovativen Ideen zur Litfaßsäule 4.0.